Johannes Zang: Israel/Palästina 2008
„Es war ein Samstag im Oktober 2001. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Bethlehem. Gerade ist der Jugendliche Johnny Taljieh auf dem Krippenplatz erschossen worden. Zu diesem Zeitpunkt war ich einmal einen halben Kilometer vom Tatort entfernt.“
Mit diesem Erlebnis eröffnete Johannes Zang aus Goldbach bei Aschaffenburg die Lesung aus seinem Buch „Unter der Oberfläche“. Jahrelang lebte er in Bethlehem und Jerusalem, arbeitete als Musiklehrer und Journalist, und trug aus dem Schatz seiner Alltags-Erfahrungen vor.
Zu diesen gehört auch der Bericht über den israelischen Soldaten Yehuda Shaul, der in Hebron eingesetzt war und jetzt auf das durch die israelische Armee verursachte Unrecht hinweist: „Eines der größten Tabus in Israel ist: Was geschieht in den Besetzten Gebieten? Wir haben hier in Israel eine Gesellschaft geschaffen, die überhaupt nichts mehr fühlt.“ So nach Zang der ehemalige Soldat.
In einer dritten Geschichte erzählte der Unterfranke von einer palästinensischen Klavierschülerin Rania. Sie habe kaum Fortschritte gemacht, weil die Wohnung mit dem Klavier auf der anderen Seite der Mauer in Jerusalem stehe und sie dort nicht mehr üben könne. „Werden sie und ihr Klavier je wieder zusammenkommen?“ fragte Zang die rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörer.
Der für viele Zeitungen schreibende Kenner des Landes konnte auch von einem positiv stimmenden Projekt berichten: Israelis und Palästinenser geben gemeinsam die Zeitschrift „Palestine-Israel Journal“ heraus. 1000 Abonnenten lesen die Schrift. Dennoch blickt Zang skeptisch in die Zukunft: „Viele junge Palästinenser wandern aus. Wenn sich in zwei Jahren nichts ändert, gehen die Lichter aus.“
Das Buch:
Johannes Zang, Unter der Oberfläche. Erlebtes aus Israel und Palästina, AphorismA Verlag Berlin. 15,00 Euro.
Aachener Friedenspreis an Mitri Raheb aus Bethlehem ...